Devolutionskrieg

Devolutionskrieg
I
Devolutionskrieg
 
Als Philipp IV. von Spanien 1665 starb, erlebte der Streit um das spanische Erbe zwischen Österreich und Frankreich einen ersten Höhepunkt. Ludwig XIV. war mit Maria Theresia, der Tochter Philipps aus erster Ehe, verheiratet, während Kaiser Leopold I. die Tochter aus dessen zweiter Ehe, Margarete Theresia geheiratet hatte. Den Thron bestieg allerdings Karl II., der kränkelnde Sohn Philipps. Eine Teilung des spanischen Erbes war dabei stets abgelehnt worden.
 
Ludwig XIV. eröffnete 1667 im Namen der Erbansprüche seiner Frau den Krieg um die Spanischen Niederlande. Da Philipp Maria Theresia noch in seinem Testament enterbt hatte, machte Ludwig die Ansprüche auf einen Teil des spanischen Erbes seines Schwiegervaters mit einem im Niederländischen geltenden privatrechtlichen Erbrechtsgrundsatz geltend, dem Devolutionsrecht, das einen erbrechtlichen Vorrang der Nachkommen aus erster Ehe vorsah. In einem Handstreich nahm Ludwigs Heer einige Plätze in Flandern und eroberte die Freigrafschaft Burgund. Die Reichsfürsten und der Kaiser blieben durch die geschickte Diplomatie Ludwigs neutral, trotz öffentlicher Warnungen vor dem Gewaltstreich Frankreichs; Leopold schloss sogar einen geheimen Teilungsvertrag mit Frankreich ab.
 
Durch das Vordringen Frankreichs in den südlichen Niederlanden fühlte sich nun aber Holland bedroht. Dieses befand sich damals noch in einem Seekrieg mit England, dem letzten zwischen beiden Staaten. Holland nötigte England zum Frieden von Breda (1667). Außerdem verband man sich mit dem langjährigen Verbündeten Frankreichs, mit Schweden, zur Tripelallianz. Es bildete sich hier zum ersten Mal eine mächtige Allianz gegen Ludwig, der mit Gewalt seine Hegemonialstellung durchsetzen wollte. Frankreich vereinbarte daraufhin mit England und den holländischen Generalstaaten einen Friedensvertrag, dem Spanien im Frieden von Aachen (2. Mai 1668) notgedrungen beitrat. Frankreich konnte nur wenige feste Plätze in den südlichen Niederlanden, darunter Lille, behalten. Vor allem aber hatte Ludwig die Ansprüche seiner Gemahlin unüberhörbar angemeldet.
 
Für Spanien bedeutete der Frieden einen weiteren Schritt des Niedergangs seines Weltreiches, denn es musste die englischen Besitzungen in Amerika anerkennen. Im Devolutionskrieg zeichnete sich auch der grundsätzliche Konflikt ab, der die nächsten kriegerischen Jahrzehnte in Europa bestimmen sollte, nämlich der Streit zwischen den Hegemonialansprüchen Frankreichs und den Allianzen zur Sicherung einer europäischen Friedensordnung, in der der Grundsatz des Gleichgewichtes herrschen sollte.
 
II
Devolutionskrieg,
 
der erste Eroberungskrieg Ludwigs XIV. von Frankreich 1667/68. Er wurde begründet aus dem Anspruch Ludwigs als Schwiegersohn König Philipps IV. von Spanien auf einige niederländische Provinzen. In ihnen galt das Recht der Devolution, nach dem Kinder aus erster Ehe (auch Töchter) vor denen aus zweiter Ehe erbten (König Karl II. von Spanien entstammte der zweiten Ehe Philipps IV.). Nach Anfangserfolgen unterlag Ludwig XIV. der Tripelallianz der Niederlande, Englands und Schwedens. Im Aachener Frieden (2. 5. 1668 musste er die von Louis II. de Bourbon, Prince de Condé eroberte Freigrafschaft Burgund wieder herausgeben, konnte aber die Eroberungen im Hennegau (Charleroi, Tournai) und in Flandern (Douai, Lille, Kortrijk) behalten.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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